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Viele Menschen knirschen nachts oder tagsüber mit den Zähnen. Oft steht es in Verbindung mit erhöhtem und angestautem Stress. Müdigkeit, Zahnschmerzen und Kopfschmerzen sind nur wenige der möglichen Folgen des Zähneknirschens. Bruxismus, also das Zähneknirschen, kann durch unterschiedlichste Ursachen entstehen. Unbehandelt hat dieses Verhalten schwerwiegende Folgen für die Gesundheit.

Das Wichtigste vorab:

  • Unter Bruxismus versteht man das unbewusste Zusammenpressen von Oberkiefer und Unterkiefer in Verbindung mit einer übermäßigen Aktivität der Kaumuskulatur.
  • Bruxismus muss in allen Fällen behandelt werden, da das Zähneknirschen zu schweren Beschwerden führen kann.
  • Neben der Behandlung der Beschwerden mittels einer Knirschschiene können noch weitere Behandlungsmöglichkeiten zur Ursachenbekämpfung verwendet werden.
  • Bruxismus kommt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen vor.

Bruxismus – Was ist das?

Bruxismus ist in der Alltagssprache als Zähneknirschen bekannt. Es handelt sich um ein komplexes Beschwerdebild, dessen Ursachen und Auswirkungen sehr vielfältig sind.

Der Bruxismus beschreibt eine wiederholende Aktivität der Kaumuskulatur. Diese zeigt sich in einem starken Pressen und Knirschen der Zähne und findet unbewusst statt. Es handelt sich also über eine Überfunktion des Kausystems, welche wegen ihrer unbewussten Ausübung als Parafunktion bezeichnet wird.

Unter Zähneknirschen leiden sowohl Erwachsene, also auch Kinder. Vor allem Kinder zeigen ein hohes Risiko, da etwa 40 Prozent aller Kinder Symptome für Bruxismus zeigen. Jedoch muss man hier differenzieren zwischen krankhaftem und natürlichem Zähneknirschen. Beim Zahndurchbruch und Zahnwechsel gehört das Zähneknirschen zum normalen Entwicklungsprozess und ist daher nicht behandlungsbedürftig. Bis etwa zum dritten Lebensjahr ist Bruxismus normal.

Man unterscheidet grob zwei verschiedene Arten von Bruxismus: Tag knirschen und Nacht knirschen. Zudem gibt es noch die Sonderform: das Zahnkemmen.

Art des BruxismusBeschreibung
Tag knirschenDiese Art des Bruxismus beschreibt das Zähneknirschen am Tag. Die übermäßige Kaubewegung findet unbewusst statt. Da Betroffene aber wach sind, bemerken sie das Zusammenpressen und Reiben der Zähne und können zum Teil bewusst in die unbewusste Handlung eingreifen.
Nacht knirschenBei dieser Art des Bruxismus findet das unbewusste Zähneknirschen in der Nacht statt. Betroffene schlafen in dieser Zeit, wodurch man auch von Schlafbruxismus spricht. Ein bewusstes Eingreifen durch Betroffene ist daher nicht möglich.
ZahnklemmenZahnklemmen beschreibt eine Sonderform des Bruxismus. Hier findet ein Zusammenpressen der Kiefer ohne gleichzeitige Kieferbewegung statt. Diese Form kann trotz fehlendem Knirschen die Zahnsubstanz schädigen und kann sowohl tagsüber als auch nachts vorkommen.

Ursachen für das unwillkürliche Zähneknirschen

Beim Bruxismus handelt es sich um eine sehr komplexe Krankheit, welche auf verschiedenste Ursachen zurückgeführt werden kann. Eine Mischung aus nachfolgend genannten möglichen Ursachen ist am wahrscheinlichsten:

  • Angestauter Stress
  • Angstzustände
  • Depression
  • Verarbeitung von Alltagserlebnissen
  • Bestimmte Medikamente
  • Kiefergelenksstörungen
  • Falsche Okklusion (Zusammenbiss)
  • Fehlende Okklusion bzw. fehlender Zahnkontakt
  • Falsch sitzender Zahnersatz
  • Etc.

Symptome des Bruxismus

Dass es das Beschwerdebild des Zähneknirschens gibt, ist den meisten Menschen bekannt. Den wenigsten ist jedoch bewusst, dass der Bruxismus weitreichende Folgen und Symptome auslösen kann. Diese betreffen sowohl den Kopfbereich als auch andere Teile des gesamten Körpers. Unter anderem kann Bruxismus an folgenden Symptomen beteiligt sein:

  • Abschaben des Zahnschmelzes (Abrasionen der Schneidekanten)
  • Zahnschmerzen
  • Lockere Zähne bis hin zu Zahnverlust
  • Kopfschmerzen im Bereich der Schläfen
  • Verspannungen und Schmerzen in Schulter, Nacken und Rücken
  • Schlafstörungen
  • In der Nacht unbewusstes Wangen- und Zungenbeißen
  • Ohrenschmerzen und Tinnitus
  • Störung des Gleichgewichtssinns
  • Knackendes Kiefergelenk
  • Unkontrollierte Kieferbewegungen
  • Druckgefühl im Kieferbereich

Folgen einer Nichtbehandlung

Viele Menschen leiden unter dem nächtlichen Zähneknirschen. Oft wird diese Symptomatik aber verharmlost und somit nicht behandelt. Dies ist ein schwerwiegender Fehler. Ein kontinuierliches Pressen und Reiben der oberen Zahnreihe an der unteren hat weitreichende Folgen für den gesamten Körper. 

Folgen für Zähne, Kiefer und Mundraum

Wird ein vorliegender Bruxismus nicht behandelt, so verschlechtert sich der Zustand mit der Zeit enorm. Die andauernde übermäßige Reibung der Zähne aneinander führt dazu, dass der Zahnschmelz abgerieben wird und das Dentin freigelegt wird. Dies hat Zahnschmerzen und ein erhöhtes Kariesrisiko zur Folge.

Auch die Höcker der Zähne werden abgerieben, wodurch die Okklusion und Bisslage beeinträchtigt wird und so die Kiefergelenke und Muskeln ungünstig belastet werden. Dies kann zu einer Dysfunktion und damit zu Kiefergelenkserkrankungen führen.

Es handelt sich hier auch um einen kontinuierlichen Druck auf Zahnfleisch und Knochen. Daher kommt es auch vermehrt zu Entzündungen im Mundraum und Knochenabbau. Im schlimmsten Fall kann Bruxismus sogar zu Zahnverlust führen und Füllungen und Zahnersatz erfordern.

Folgen für den gesamten Körper

Die falsche und übermäßige Belastung der Muskeln und Kiefergelenke kann sich auf den gesamten Körper auswirken, da hier sensible Nerven liegen und durch Reizweiterleitung im Körper verteilt werden. So leiden Bruxismus-Betroffene nicht selten unter schwerwiegenden Rückenschmerzen.

Behandlungsmethoden von Bruxismus

Die Knirschschiene

Da häufig die Ursache für Bruxismus nicht sofort ersichtlich ist, wird hier meist eine Behandlung der Symptome und deren Linderung angesetzt. Hier bedient man sich der sogenannten Knirschschiene, welche auch als Okklusionsschiene bezeichnet wird.

Sie zählt zu den effektivsten Methoden beim Zähneknirschen. Die Knirschschiene dient als Barriere zum Schutz zwischen Oberkiefer und Unterkiefer. So treffen die Zähne nicht direkt aufeinander, können nicht aufeinanderpressen und sich so nicht schädigen. Abrieb der Zahnhartsubstanz wird so verhindert und auch die Druckintensität nimmt ab.

Die Okklusionsschiene wird meist bei Schlafbruxismus eingesetzt. Sie reduziert die Aktivität des Kiefermuskels um etwa 50-75%, entlastet so das Kiefergelenk und schützt die Zähne. Da mit der Schiene nur die Beschwerden, nicht aber die Ursache der Beschwerden, behandelt wird, ist eine weiterführende Untersuchung der Ursachen und deren Behebung unerlässlich.

  1. Weitere Behandlungsmöglichkeiten
BehandlungsmöglichkeitBeschreibung
Biofeedback-VerfahrenDas Biofeedback-Verfahren besteht aus Sensoren, welche nachts auf den Schläfen aufgebracht werden. Diese können Signale der Muskelkontraktion aufnehmen und messen. Steigt die Muskelkontraktion über einen definierten Wert, wird ein Impuls ausgelöst, welcher die Muskelaktivität unterbricht und so dem Knirschen entgegenwirkt. Auf eine längere Zeit gesehen kommt es zu einer Konditionierung der Muskeln, wodurch das Knirschen abnimmt.
BotoxBotox oder Botulinumtoxin sorgt kurzfristig für eine Schwächung des Muskels und damit zur Muskelentspannung. Muss alle paar Monate wiederholt werden.
PhysiotherapieEine physiotherapeutische Behandlung kann positive Auswirkungen auf Bruxismus und damit verbundene Muskelverspannungen haben.
EntspannungsübungenDa angestauter Stress und Unruhezustände als Hauptursache für Bruxismus zählen, ist es hilfreich, abends entspannende Übungen wie z. B. Yoga, durchzuführen.
HomöopathieZahlreiche Globulipräparate wie bspw. Cina D6 oder Cuprum metallicum D12 wirken beruhigend, stressmindernd und/oder muskelentspannend. Homöopathische Mittel können dementsprechend vor dem Schlafengehen entspannend wirken und den Bruxismus mildern.

Expertentipp zur Abgewöhnung des Tag Knirschens

Eine Knirschschiene kann bei Tag Knirschern nicht verwendet werden. Sie ist sehr auffällig und behindert beim Sprechen. Da tagsüber Betroffene aber wach sind, gibt es Möglichkeiten, sich bewusst mit dem Zähnepressen auseinanderzusetzen und es zu verhindern.

Eine Möglichkeit bietet hier die „Roter Punkt“-Methode. Zunächst sollten sich Betroffene der Plätze bewusstwerden, an welchen sie gehäuft zum Zähne knirschen neigen. Dies kann den Arbeitsplatz, das Auto oder sonstige Orte betreffen. An diesen Orten wird dann ein roter Punkt gemalt oder befestigt. Wenn der Blick auf diesen roten Punkt fällt, denken Betroffene daran, die Kaumuskeln zu entspannen und das Knirschen zu unterbrechen. 

Bei regelmäßiger Anwendung wird dieses Verhalten erlernt und die Häufigkeit des Zähneknirschens nimmt ab.

Kosten und Übernahme der Kosten bei Bruxismus

Stellt ein Zahnarzt Symptome von Bruxismus fest, so hat er die Möglichkeit, den Patienten an eine physiotherapeutische Praxis zu überweisen. In diesem Fall werden die Kosten für eine physiotherapeutische Behandlung von Bruxismus von der Krankenkasse übernommen.

Die zahnmedizinische Behandlung durch eine Aufbissschiene wird zum Teil von der Krankenkasse übernommen. Für eine Schiene muss man mit Kosten in Höhe von ca. 120-250€ rechnen. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für eine Schiene je Kiefer in einem Intervall von 1-2 Jahren.

Entscheidet sich der Betroffene für die Behandlung mit Botulinumtoxin, also Botox, können keine Kosten erstattet werden. Diese Behandlung muss vom Patienten selbst gezahlt werden.
Private Krankenversicherungen und Zahnzusatzversicherungen übernehmen zum Teil einen größeren Teil der Kosten. Ob und welche Kosten übernommen werden, muss im Einzelfall geklärt werden und ist abhängig von den vereinbarten Tarifen.